Der achtgliedrige Pfad des Yoga nach Patanjali

Als ich in Indien (Goa) mein Yoga-Teacher-Training absolvierte, habe ich zum ersten Mal von Patanjali und dem von ihm verfassten Yogasutra gehört. Das Yogasutra ist ein Leitfaden für ein yogisches Leben, indem Patanjali unter anderem acht Glieder beschreibt, um Samadhi zu erreichen.

Samadhi

Einssein, Erleuchtung, jenseits von Dualität, Versenkung, Ruhe

Samadhi – das Ziel des Yoga?

Ich möchte meinen SchülerInnen immer bewusst machen, dass es beim Yoga nicht nur darum geht, ein körperliches Training für Fitness durchzuführen. Es handelt sich bei einem yogischen Lebensstil um viel mehr, um viel tiefgreifenderes. Der achtgliedrige Pfad nach Patanjali beschreibt dies unter anderem sehr klar. Natürlich gehört hierzu noch viel mehr, wie zum Beispiel das Themengebiet des Ayurveda. Ich freue mich, wenn ich dir bald auch hierüber berichten darf. Nun bleiben wir vorerst bei Patanjali und seinem Yoga Sutra.

Das letzte Glied des achtgliedrigen Pfades ist Samadhi – die Erleuchtung. Jetzt kommt bei dir womöglich der Einwand: „Naja, die Erleuchtung wünschen sich viele und wer hat sie denn wirklich erreicht?“ Guter Einwand, denn genau darüber habe ich mir auch oft Gedanken gemacht. Ich persönlich finde Frieden damit, mich Samadhi anzunähern, indem ich so oft wie möglich das Gefühl von Einheit und Harmonie in meinem Leben erfahre. Yoga bedeutet, sich zu vereinigen, über Gott zu meditieren und dadurch Einheit und Harmonie zu verinnerlichen. Und was würde uns auf dieser Welt mehr helfen, als Harmonie zu verinnerlichen und zu leben?

Samadhi – Der Film

Zum Thema Samadhi gibt es drei hervorragende Filme. Am Ende des Beitrags verlinke ich dir alle drei. Schau doch rein und schreibe mir gerne in den Kommentaren, wie dir die Filme gefallen haben und was du darüber denkst.


Nun möchte ich dir einen kleinen Überblick zum achtgliedrigen Pfad nach Patanjali geben. Viel Spaß beim Lesen und Erfahren, was es bedeutet, einem yogischen Lebensstil zu folgen.

Der achtgliedrige Pfad des Yoga

1. Yama – Ethik im Umgang mit anderen

Ahimsa-satya-asteya-brahmacharya-aparigrahah yamah

Yoga Sutras of Patanjali. 2-30

Im Yoga gibt es gewisse „Regeln“ zur Selbstdisziplin, die einem dabei helfen, ein wahrhaftiges, authentisches und liebevolles Leben zu leben. Diese Ethik wird in den ersten beiden Pfaden beschrieben und dient als Basis, als Fundament für das Leben auf dieser Erde. Yamas sind gewisse Regeln, die einem die Ethik im Umgang mit anderen lehrt.

Die Fünf Enthaltungen lauten Nicht Töten (Ahimsa), Wahrhaftigkeit (Satya), Nicht Stehlen (Asteya), Enthaltsamkeit (Brahmacharya) & Nicht Empfangen (Aparigraha). Klicke auf den Button unter dem Absatz, wenn du mehr über die einzelnen Punkte erfahren möchtest.


2. Niyama – Ethik im persönlichen Leben

Shaucha-santosha-tapah-svadhyayeshvarapranidhanani niyama

Yoga Sutras of Patanjali. 2-32

Der zweite Pfad nennt sich Niyama. Hierbei handelt es sich um die Ethik im persönlichen Leben. Solange wir einer gewissen Disziplin folgen, können wir ein heilsames Leben führen. Heilsam für das persönliche Leben, heilsam für das Leben der Mitmenschen und heilsam für die Umwelt.

Die fünf Verhaltensregeln lauten Reinigung (Saucha), Zufriedenheit (Santosha), Disziplin (Tapa), Selbsterforschung (Swadhyaya) & Gottvertrauen (Ishvara Pranidhana). Folge dem Button unter dem Absatz, um mehr über die einzelnen Punkte zu erfahren.


3. Asana – Stellung, Haltung wie z.B. die Körperhaltung

Sthirasukham-asanam

Yoga Sutras of Patanjali. 2-46

Oft wird Yoga nur mit diesem Punkt in Verbindung gebracht. Yoga wird dargestellt, als sei es eine Sportart. Als ging es darum, eine gewisse Haltung so gut wie möglich zu beherrschen. Hinter Yoga steckt in Wirklichkeit viel viel mehr.

Asana, die Haltung, kann zum Beispiel auch die aufrechte Haltung während der Meditation sein. Auch die Haltung im Alltag macht einen bedeutsamen Part aus. Sind wir demütig. Bleiben wir stets neugierig. Haben wir eine bewusste und aufnahmefähige Haltung? Erfahre mehr zum Thema Asanas:


4. Pranayama – Regulierung der Lebensenergie

Tasmin sati shvasa-prashvasayor-gati-vichhedah pranayamah

Yoga Sutras of Patanjali. 2-49

Prana wird oft mit dem Atem gleichgesetzt, was nicht ganz der Wahrheit entspricht. Prana ist die Lebensenergie und wird mit dem Atem als Vehikel in unseren Körper geführt. Durch regelmäßige Atemübungen, wie diese in Pranayama praktiziert werden, lernen wir, die Lebensenergie zu regulieren. Erfahre mehr zum Thema Pranayama:


5. Pratyahara – innerer Rückzug

Svavishaya samprayoge chittasvarupanukara iva indriyanam pratyaharah

Yoga Sutras of Patanjali. 2-54

Die Sinne folgen dem Geist, indem sie sich von ihren Objekten zurückziehen. Das ist Pratyahara. Die Indriyas (Sinnesorgane) werden nicht mehr in Kontakt mit ihren Objekten gezogen, da sich der Geist bereits von ihnen zurückgezogen hat. Dieser Rückzug wird Pratyahara genannt. (Nambiar, 2016)

Pratyahara ist der Rückzug des Geistes von den Sinnesobjekten. Andauernd stehen wir im Leben und werden mit äußeren Sinneseindrücken überflutet. Manchmal tut es ganz gut, sich zurück zu ziehen. In einen abgedunkelten Raum, indem es ganz still ist, die Gerüche neutral sind, und man sich erholen kann. Um diesen Rückzug zu üben, können der sechste und siebte Pfad dienen: Konzentration und Meditation.


6. Dharana – Konzentration

Deshabandhah chittasya dharana

Yoga Sutras of Patanjali. 3-1

Die Fixierung des Geistes auf einen bestimmten Punkt ist Dharana (Konzentration). Wenn Sie den Geist auf irgendeinen Teil des Körpers richten, wie den Nabel, auf das Herz, die Nasenspitze oder äußere Geräusche, Formen usw., dann ist das Dharana. (Nambiar, 2016)

Auch wenn du eine Sache zu 100% ausübst, kannst du dies in Konzentration machen. Wie zum Beispiel zu 100% Zähneputzen und nicht gleichzeitig an das Frühstück oder die Arbeit denken. Oder zu 100% Essen und nicht gleichzeitig die Nachrichten lesen oder am Laptop arbeiten.

Ganz oft passiert es, dass wir eben nicht nur eine Sache machen. Wir beschäftigen uns oft mit drei Dingen gleichzeitig und sind stolz darauf, dass wir „Multi-tasking-fähig“ sind. Was so ganz und gar nicht möglich ist, denn man kann nur eine Sache zu 100% tun. Alle drei Dinge werden dann nur halbherzig gemacht.

Übe dich in Konzentration. Mache eine Übung, bei der du dich auf eine Sache konzentrierst wie zum Beispiel auf deinen Atem, oder auf den Punkt zwischen den Atemzügen. Nach jedem Einatmen kommt ein kleiner Punkt, an dem nichts passiert, worauf das Ausatmen folgt. Und nach jedem Ausatmen, folgt wieder ein kurzer Punkt der Stille. So einfach. Probiere es selbst aus und nähere dich Samadhi.

Beobachte die Lücke zwischen zwei Atemzügen.

Osho: Das Buch der Geheimnisse

7. Dhyana – Meditation

Tatra pratyaikatanata dhyanam

Yoga Sutras of Patanjali. 3-2

Das Fließen von mentalen Wellen zu einem Objekt hin, ohne Unterbrechung. Die mentalen Wellen fließen in diesem Zustand ohne Unterbrechung wie der Fluss von Öl (Taila Dharavat). Dies ist Dhyana in der yogischen Terminologie. Es ist ein besonderer Zustand der Ruhe des Geistes und kann auf jedes Meditationsobjekt angewendet werden. (Nambiar, 2016)

Es gibt so viele verschiedene Arten der Meditation. In dem Buch „Das Buch der Geheimnisse“ beschreibt Osho (indischer Philosoph) 112 Meditationstechniken die uns Shiva (einer der Hauptgötter des Hinduismus) hinterlassen hat. Shivas Frau Parvati stellt Fragen und Shiva antwortet mit Techniken. Und zwar mit Meditationstechniken um näher an die Glückseligkeit zu kommen.

Nur eine Form der Meditation von all den 112 Meditationen kann dich Samadhi näher bringen. Der Zen-Buddhismus verwendet hauptsächlich eine einzige Meditation: Die Konzentration auf den Atem während man im aufrechten Sitz und mit offenen Augen auf den Boden starrt. Und genau mit dieser Atemtechnik wurden viele erleuchtet.

Shiva antwortet Parvati: Strahlende, diese Erfahrung mag dir zwischen zwei Atemzügen dämmern. Nachdem der Atem hereingekommen ist (unten ist) und kurz bevor er wieder nach oben steigt (nach außen geht) – die Wohltat.

Osho: Das Buch der Geheimnisse

Die Wohltat – Samadhi.


8. Samadhi – Überbewusstsein

Tadevarthamatranirbhasam svarupashunyamiva samadhih

Yoga Sutras of Patanjali. 3-3

Wenn nur das Meditationsobjekt im Geist erstrahlt, als ob sogar der Gedanke an das Selbst fehlt, wird dieser Zustand Samadhi oder Vertiefung oder Absorption genannt. Wenn sich der/die Meditierende mit dem Meditationsobjekt identifiziert und sozusagen die eigene Natur vergisst, wird gesagt, er habe Samadhi erlangt. (Nambiar, 2016)

Eigentlich ist es nicht möglich, über Samadhi zu sprechen. Man kann es nur erleben. Umso schöner ist es, dass eine Gruppe von Menschen sich getraut haben, diese Filmserie zu gestalten. Vielleicht hast du Lust, statt der Krimiserie oder dem Blockbuster, dir die drei Teile von Samadhi anzusehen.


Schön, dass du bis hierher gelesen hast. Ich freue mich über deine Kommentare unterhalb und wünsche dir eine gute Zeit auf dieser Erde.

Deine Impulsgeberin, Dominique


Quellen:

Davis, R.E. (2017). Die Macht der Seele als gelebte Wirklichkeit. Verlag CSA

Nambiar, S. K. (2016). Yoga Sutras of Patanjali. Fifth edition. The divine life society: Uttarakhand

Osho. (2009). Das Buch der Geheimnisse. 112 Meditations-Techniken zur Entdeckung der inneren Wahrheit. Random House GmbH: München

Yogawiki: Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, Samadhi

World Peace Yoga School: Kundalini Yoga Teacher Training