Dies ist der vierte Beitrag zum achtgliedrigen Pfad nach Patanjali. Im ersten Beitrag habe ich dir einen kleinen Überblick über die acht Glieder gegeben. Im zweiten Beitrag gehe ich genauer auf das zweite Glied Yama ein, im dritten Beitrag auf Niyama, dem zweiten Glied. Nun möchte ich auf das dritte und vierte Glied des Pfades genauer eingehen: Asana & Pranayama
Asana – Haltung, Stellung
Sthirasukham-asanam
Yoga Sutras of Patanjali. 2-46
Asana (Körperhaltung) sollte fest und bequem sein. Für die Meditation sollte die Haltung nur sitzend sein. Man sollte fest und entspannt sitzen. Beim Sitzen sollte man die Gliedmaßen nicht bewegen. Wenn man nicht bequem sitzt, muss man oft die Gliedmaßen bewegen. Das wird dem Geist nicht helfen, ruhig zu bleiben. Dies wird die Meditation behindern. Die Bhagavadgita sagt, dass die Haltung gerade sein sollte, mit Körper, Kopf und Hals in gerader Position. (Nambiar, 2016)
In den Yoga Sutren ist also nur die Rede von der Stellung während der Meditation. Speziell im Hatha Yoga werden weitere Körperhaltung ausgeführt. „Ha“ repräsentiert die rechte Seite, die Sonne, das männliche Prinzip, das sympathische Nervensystem und ganz wichtig auch Pingala Nadi (Nadis sind Energiekanäle in denen Prana fließt). „Tha“ repräsentiert die linke Seite, den Mond, das weibliche Prinzip, das parasympathische Nervensystem und Ida Nadi. Beim Hatha Yoga geht es darum, diese beiden Nadis auszugleichen. In den Nadis fließt die Lebenskraft durch unseren Körper. Wenn die Nadis nicht im Gleichgewicht sind, leiden wir. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus herzustellen.
Um diesen Ausgleich zu erlangen sind nicht nur die Körperhaltungen wichtig, sondern auch die allgemeine Haltung im Leben. Spürst du ständigen Druck. Leistungsdruck oder den Druck andauernd, was erledigen zu müssen? Schaffst du es, dich wirklich einmal hinzusetzen ohne einer bestimmten Tätigkeit nachzugehen? Kannst du dich langweilen? Beide Seiten sind wichtig. Das Aktive und das Passive. Wir müssen nur darauf achten, dass eine Seite nicht überhand nimmt.
Pranayama – Regulierung der Lebensenergie
Prana ist die Lebensenergie. Im Universum verändert sich ständig alles. Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Veränderung ist ein ständiges Phänomen im Universum. Diese Veränderung ist Prana. Die Erde bewegt sich aufgrund von Prana um die Sonne. Der Mond bewegt sich aufgrund von Prana um die Erde. Nahrung, die wir unserem Körper zuführen, wird aufgrund von Prana zu Zellen, Geweben und Organen. Unser Körper funktioniert und arbeitet aufgrund von Prana. Prana macht Gefühle, Emotionen und Sinne. Prana reguliert das ganze Universum.
Durch Pranayama lernen wir, diese Lebensenergie zu regulieren, zu steuern, zu leiten. Typische Pranayama Übungen sind zum Beispiel die Bauchatmung, die Feueratmung (Kapalabhati) oder die Wechselatmung (Nadi shodhana). Wobei wir hier den Atem selbst, nicht mit Prana verwechseln dürfen. Prana ist die Lebensenergie und wird mit dem Atem als Vehikel in unseren Körper geführt. Durch regelmäßige Atemübungen, wie diese in Pranayama praktiziert werden, lernen wir, die Lebensenergie zu regulieren.
Tasmin sati shasa-prashvasayor-gati-vichhedah pranayamah
Yoga Sutras of Patanjali. 2-49
Pranayama, das von Natur aus das Ein- und Ausatmen der Lebenskraft reguliert, muss praktiziert werden, nachdem man die Körperhaltung gemeistert hat.
Quellen:
Nambiar, S. K. Yoga Sutras of Patanjali. Fifth edition. (2016). The divine life society: Uttarakhand
World Peace Yoga School: Kundalini Yoga Teacher Training